Neulich im Coaching freute sich die Coachee über den Erfolg, den sie in einer sehr herausfordernden Situation errang. Was hatte sie so erfolgreich gemacht? Tatsächlich hatte sie ihr Vorgehen sehr genau geplant und sich vor allem innerlich gewappnet, mit ihren Emotionen umzugehen. Sie hatte sich ganz genau darauf vorbereitet, sich nicht provozieren zu lassen – und wie sie sich innerlich steuert, falls es doch passiert.

Sie hatte also eine klare Strategie auch für fordernde Szenarien. Dann lief alles unerwartet leicht. War alle Vorbereitung überflüssig? War sie nur inneren Horrorszenarien aufgesessen, hatte sie unnötig ihren eigenen Ängsten geglaubt?  Nein, sie war sich sehr sicher, dass der Erfolg auch damit zu tun hatte, dass sie Sicherheit aufgebaut hatte durch ihre Vorbereitung. Zwei Wochen später rauschte sie in ein schwieriges Meeting – ganz unvorbereitet, obwohl klar war, dass es schwierig werden könnte; nun tat sie sich entsprechend schwer, eine gute Figur zu machen. Der Vergleich zeigte genau das Kernproblem: Schwierige Situationen brauchen mehr als Schlagfertigkeit oder emotionale Stabilität. Sie brauchen vor allem eine gute Vorbereitung – und zwar sowohl mental, also mit einer Klarheit darüber, was man erreichen und sagen will, als auch emotional, also mit einer klaren Ausrichtung, wie man sich sicher und stabil fühlt.

Die Crux in der digitalen Welt ist, dass sich die Meetings häufen und sehr eng getaktet sind. Deswegen sparen viele gerne Zeit bei der Vorbereitung bzw. haben sie einfach gar nicht. Das macht die Meetings selten besser.

Wenn eine genaue Vorbereitung nicht möglich ist, kann es auch schon helfen zu wissen, auf welche unserer Fähigkeiten wir in einer bestimmten Situation erfolgreich zurückgreifen können. Es kann helfen, für sich eine Strategie zu entwickeln: Wie reagiere ich, wenn ich gerade verwirrt bin – und wie reagiere ich, wenn ich angegriffen, unterbrochen oder nicht gehört werde. Wenn man solche allgemeinen Strategien trainiert, gibt das auf jeden Fall auch eine Menge Sicherheit.

Und dann wäre da noch die inhaltliche Vorbereitung. Da halte ich viel von den Silent Meetings, die z.B. Amazon-Gründer Jeff Bezos eingeführt hat. Am Anfang des Meetings lesen alle erstmal die inhaltlichen Paper in Stille und kommentieren sie. Damit trägt er der Realität Rechnung, dass Meetings nicht vorbereitet sind. Erst nach der Lesephase kommt die inhaltliche Diskussion. Das spart viel Nerven und Zeit!

Auf was willst du dich besser vorbereiten?