Bunte Laternen wackeln an einem langen Stock, Kinder singen, viellicht gibt es einen Spielmannszug. Manchmal reitet sogar ein Pferd vorweg. Denn heute ist Sankt Martin, und Sankt Martin ritt als Soldat auf einem Pferd, als er tat, wofür er heute berühmt ist. Er teilte seinen Militärmantel, ein großes Wolltuch, mit einem Bettler, der im Stadtor saß. Der Bettler fror erbärmlich, und wie das so ist: Viele Menschen waren schon vorbei gegangen, ohne zu helfen. Sankt Martin wusste: Hier muss ich was tun.
Kennst du das? Das Gefühl: hier muss ich was tun? Das ist wie ein innerer Ruf, dem man einfach folgt. Und wenn man ihm nicht folgt, dann verfolgen einen die Gedanken, warum man es nicht getan hat. Aber das ist eine andere Geschichte. Denn in dieser Legende, da handelte Sankt Martin. Und es passierte, was danach passieren muss, was wir alle kennen und oft in der Legende den Kindern nicht miterzählt wird. Seine Kollegen, seine Mitsoldaten machten sich lustig über ihn. Wie siehst du denn aus mit deinem halben Mantel? Wieso hilfst du dem Deppen; der ist doch selber schuld. Wenn du den Mantel verkauft hättest, hättest du viel mehr Geld bekommen für die Armen… Das ist Staatseigentum, das darfst du gar nicht teilen. Wir können nicht alle Bettler retten, das ist auch gar nicht unser Job. Wie kannst du dich mit so jemanden abgeben….
Kennst du auch das? Du machst etwas, und andere wissen es besser? Plötzlich schleichen sich Zweifel ein. War das wirklich eine gute Idee, den Mantel zu teilen? Hätte ich nicht was anderes tun sollen, was Besseres tun können? Sankt Martin war das egal, der Legende nach. Er war sich absolut sicher: Ich muss das tun. Der Spott prallte ab.
Das finde ich beeindruckend. Wie oft lasse ich mich bremsen, etwas zu tun oder zu sagen, was ich richtig finde, weil ich die Reaktion fürchte? Wie oft halten wir uns selber davon ab, bessere Menschen zu sein, weil wir uns der Kritik anderer nicht aussetzen wollen? Wenn ich das merke, weiß ich: Jetzt ist die Zeit meine Resilienz zu stärken. Denn es ist Resilienz, wenn man tut, was man für richtig hält, auch gegen den Spott der Welt. Man ist dazu bereit, auch wenn man dafür nicht gefeiert wird. Resiliente Menschen sind keine Superstars, die die Wirkung im Außen suchen. Sie sind Helden des Alltags, die sich trauen, zu sich zu stehen, und dabei sich und andere stark machen.
Und wie stärkt man seine Resilienz, wenn man zum Beispiel seine Unsicherheit bemerkt? Eine Möglichkeit ist, resiliente Geschichte zu lesen und sich an resilienten Vorbildern zu orientieren. Deswegen werden seit Jahrtausenden solche Geschichten weitererzählt. Sie geben einem eine Idee, wie man agieren kann. Sie geben einem Mut, Stärke und verbinden einen mit der eigenen Kraft. Also, wenn du nochmal nachlesen möchtest, wie es genau war mit Sankt Martin, ist hier der Link zu seiner Legende.
Welche Geschichte, Legende, oder welches Vorbild stärkt deine Resilienz?