Wie wird man eigentlich psychisch stabil – das ist eine Kernfrage in unseren Resilienz-Seminaren. Dabei ist es wichtig zu wissen: Es gibt eine echte innere Stabilität, die wirklich aus der Psyche kommt und eine unechte Scheinstabilität, mit der wir unsere Unsicherheit überspielen.

Was ist „Scheinstabilität“?

Scheinstabilität tritt auf, wenn wir äußerlich den Eindruck von Stärke erwecken, obwohl wir innerlich unsicher sind. Es gibt zahlreiche Wege, auf denen sich dieser „Schein“ manifestiert – und alle haben das schon erlebt oder auch schon selber gemacht. Es gibt viele Wege und ich möchte hier mal drei Klassiker vorstellen.

Überheblichkeit: Ich bin besser als du. Wer sich über andere stellt, gibt vor, das Leben besser im Griff zu haben. Das bedeutet übrigens nicht, dass man nicht durchaus Dinge besser kann, als jemand anders. Aber das ist ja der normale Teil des Lebens und macht mich als Person nicht besser als den anderen. Wer innerlich wirklich viel von sich hält, stellt sich nicht über andere – meist steckt hinter so einem Denken einfach Unsicherheit.

Noch etwas gesteigert, beginnt man sogar, andere abzuwerten, z.B. indem man deren Leistung nicht anerkennt. Die Abwertung anderer stellt nicht  den eigenen Wert vorne an, sondern es wird der Wert anderer heruntergesetzt – ein Mechanismus, um sich selbst besser zu fühlen. 

Auch Vermeidungsverhalten schafft Scheinstabilität. Ich lasse sein, was mich herausfordert oder weiche aus, z.B. durch emotionales Essen, um unangenehme Gefühle zu unterdrücken, anstatt sich den eigenen Ängsten zu stellen.

Diese Formen der Scheinstabilität helfen uns kurzfristig, Unsicherheiten zu überspielen. Sie sind aber keine Lösung, sondern lediglich ein Umgang mit der wahren Ursache: mangelnde innere Stabilität.

Echte Stabilität, die einen damit auch resilient macht, kann man auch auf verschiedene Arten erreichen – z.B. indem man sich herausfordert und immer wieder kleine Erfolge im Alltag feiert und anerkennt. Oder z.B. indem man sieht, was man von anderen lernen kann und sich neugierig anderen Haltungen oder Menschen nähert. Oder auch durch das Anerkennen der eigenen Grenzen.

Scheinstabilität ist meist etwas bequemer auf den ersten Blick, aber sie ist keine nachhaltige Lösung. Es ist wichtig, herauszufinden, was einem falsche Sicherheit gibt und wie man echte psychische Stabilität entwickeln kann – um dadurch langfristig resilient zu leben.