Erwachsen ist erwachsen, oder? Sicher, es gibt unterschiedliche Typen, aber alle sind eben ausgewachsen. Was die meisten nicht wissen, ist, dass es im Erwachsenenalter genauso Entwicklungsphasen gibt wie in Kindheit und Jugend.
Dass Kinder verschiedene Entwicklungsphasen durchlaufen, ist ja sozusagen schon Allgemeingut und geht ja auch mit der körperlichen Entwicklung einher. Im Erwachsenalter ist das nicht anders: Man durchläuft psychologische Entwicklungsphasen. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass man 30-Jährige anders motiviert als 50-Jährige, dass man Ziele mit 25 anders setzt und verfolgt als mit 60?
Die ganze Ratgeberliteratur ist so aufgebaut, als würde es zwischen den Altersgruppen keinerlei Unterschiede geben. Das ist so, als würde man Erziehungstipps für 3jährige und 13jährige gleichsetzen. Das kann nicht funktionieren! Höchste Zeit, ins BGM die psychologische Demografie zu integrieren und so Mitarbeiter dabei zu unterstützen, sich selber und Kollegen besser zu verstehen – und Führungskräften eine altersgemäße Führung zu ermöglichen. In den Seminaren erlebe ich wirklich immer wieder ein tiefes Durchatmen – Erleichterung: Ach, deswegen bin ich so; ach deswegen ist meine Kollegin anders… Die Differenzierung in die Entwicklungsphasen hilft, sich selber und andere zu verstehen – und entsprechend sich selber und andere besser zu führen. Ältere Teilnehmer erkennen die Phasen in ihrer Biografie und finden es eigentlich logisch. Anders für die jüngeren Teilnehmer, die sich noch nie bewusst gemacht haben, dass für ältere Mitarbeiter eine ganz andere Ansprache nötig ist. So ist es im jungen Erwachsenenalter z.B. wichtig und attraktiv, seinen Platz in der Welt zu finden – für diese Gruppe ist Konkurrenz hilfreich und förderlich, ambitionierte Ziele sind motivierend. Dagegen ist für Menschen über 50, wenn die Persönlichkeitsentwicklung gesund verläuft, die gemeinsame Entwicklung viel wichtiger. Die Frage “Was bringt mir das?“ wird ersetzt durch die Perspektive: „Wie kann ich andere stark machen?“ So ist es logisch, dass diese Altersgruppe deutlich schwerer über Konkurrenz zu motivieren ist– sie dafür aber eine klare soziale Rolle braucht.
Sich in diese Themen hinein zu vertiefen macht Mitarbeiter nicht nur toleranter und unterstützt sie dabei, die Menschen altersgerecht zu motivieren – es hilft auch, sich selber besser zu führen und zu beurteilen, welcher Ratgeber nun der angemessene für das eigene Alter ist. Außerdem hilft es Teams immens, der Unterschiedlichkeit gerecht zu werden und diese erfolgreich zu nutzen. Auf jeden Fall erlebe ich immer wieder große Erleichterung, Staunen, Begeisterung bei den Menschen, wenn Demographie nicht nur auf das körperliche Altern bezogen wird, sondern psychologisch verstanden wird. Sicher wird die Forschung da noch vieles zu Tage fördern – aber es wird Zeit, dass wir alle es mehr in unser Denken integrieren – machen Sie doch einfach mit!