Eine sehr junge und unglaublich begabte Führungskraft saß mir gegenüber und platzte vor Wut. Vielleicht lag es an der unglaublich hohen Intelligenz, dass er wenig Verständnis dafür zeigen konnte, dass andere Menschen nicht ganz so viel geben können wie er selbst. Der zentrale Punkt war aber, dass er immer wieder von seinem Ärger übermannt wurde und seine Emotionen nicht regulieren und damit auch nicht konstruktiv nutzen konnte.

Emotionale Regulation lernt man idealerweise in der Kindheit. Man lernt z.B. von den Eltern, wie überwinde ich Wut, wie halte ich Frustration aus, wie gehe ich mit Trauer um. Wenn die Gefühle des Kindes aber immer wieder als zu viel, als falsch, als unangemessen angesehen wurden, konnte die Regulation möglicherweise nicht gut gelernt werden. Dann weiß man nicht mit den Emotionen umzugehen – mit der Enttäuschung, der Ablehnung oder auch der Nähe.

Die gute Nachricht ist, dass man Emotionsregulation immer noch lernen kann.

Der erste Schritt hierfür ist, über den Tag verteilt immer wieder zu beobachten: Welche Gefühle habe ich gerade? Hier geht es nicht nur um die schweren Gefühle, sondern um alle, ob laut oder leise, so wie sie gerade kommen. Wenn man mag, kann man auch einmal genauer hinschauen: Wie unterscheiden sich diese Gefühle eigentlich voneinander? Und was passiert hier in meinem Körper?

Der zweite Schritt ist, dann zu gucken: Wie kann ich meine Gefühle, egal wie sie sind, akzeptieren und erlauben? Das bedeutet, sie erstmal da sein zu lassen, ohne Bewertung oder den Wunsch, sie zu verändern, wissend, dass jedes Gefühl nicht von Dauer ist, sondern sich immer und grundsätzlich weiterentwickelt. Kurz: Man ist einfach mal eine Zeit lang mit der Emotion, die man spürt.

Im dritten Schritt schafft man für verschiedene Gefühle dann sichere Plätze, wo sie da sein dürfen. Wenn man zum Beispiel seine Trauer sicher ausdrücken möchte, ist das Teammeeting bestimmt kein geeigneter Ort. Man guckt, in welchem Raum ein Gefühl sicher Platz hat und man sich selbst die nötige Aufmerksamkeit geben kann.

Also: investiere bewusst Zeit in deine eigenen Gefühle und übe dich darin, sie zu behalten und selbst zu begleiten. Dann musst du sie nämlich nicht mehr so stark nach außen bringen, sondern kannst auch in einem Moment, in dem du dich beispielsweise stark über deine Kollegen ärgerst, souverän reagieren.

Wenn du dich mit Emotionsregulation genauer auseinandersetzen möchtest, komm gerne in unsere Seminare zu emotionaler Kompetenz.