Zu Hause kann ich in Ruhe arbeiten – es gibt keinen Grund, ins Büro zurückzukehren.

Doch … den gibt es. Sehr treffend schreibt Andrea Petkovic in ihrem Artikel in der ZEIT Die Monarchin in mir (17.3.22): „Menschen, die sich nicht mit Leuten umgeben, die ihnen die Stirn bieten, enden als narzisstische Monarchen.“ Genau diese Tendenz kann man in vielen Teams gerade hervorragend beobachten. Das gemeinsame Ringen um beste Ergebnisse weicht dem: Wenn mir jemand sagt, was mir nicht passt, etwas tut, etwas fordert, dann ziehe ich mich beleidigt zurück, statt zu kooperieren. Jemand hat andere Vorstellungen, als ich – gerne, ich mache meins einfach weiter. Deine Werte sind nicht meine – dann gehe ich dir eben aus dem Weg. So einfach ist Homeoffice: Wir müssen uns dem Anders-Sein anderer Menschen nicht mehr aussetzen. Über Teams oder Telefon – also auf Distanz – kann man das ja ertragen. Da muss man sich nicht angleichen, anpassen, sich nicht bewegen aus seiner Komfortzone. So gefährlich ist Homeoffice: Wir verlieren die Vielfalt, wie verlieren das Miteinander, wir verlieren die Kompetenz, unsere Individualität und Andersartigkeit gemeinsam zu leben – jeder lebt für sich. Jeder ist großartig, in dem, was er kann – kein Zweifel. Bringt er es nicht ein in einem Team, für ein gemeinsames Ziel, ist nicht mehr im Dialog, dann verkommt er zum Narzissten, bespiegelt sich nur noch selbst, statt sich in der Welt zu spiegeln und zu wachsen. Dann, wie Petkovic so schön beschreibt, werden die anderen Menschen für einen nur noch Zulieferer, Dienstleister.

Für den Menschen, der ein Gemeinschaftswesen ist, bedeutet diese Isolation nicht nur das Entwickeln narzisstischer Züge, sondern auch mittelfristig eine psychische Destabilität. Natürlich lässt sich Homeoffice koppeln mit Präsenz. Aber wir dürfen nicht vergessen: Wir brauchen einander, um zu wachsen, zu lernen, uns sicher zu fühlen. Und oft tun wir das im Zusammensein sehr unbewusst. Höchste Zeit also, sich wieder mit Menschen zu umgeben, die Dinge anders tun, anders sehen, anders denken, als wir selber – und mit denen wir genau deswegen gemeinsam erfolgreich sind.  Höchste Zeit, wieder zusammenzuarbeiten und die Kraft der Gemeinschaft, der Diversität, der Meinungsverschiedenheit zu nutzen! Höchste Zeit, sich die Stirn zu bieten, sich auf die Nerven zu gehen und auf diese Art großartiger zu werden, als wir es allein je könnten!

In unseren Re-Teaming-Workshops unterstützen wir Teams nach der langen Zeit im Homeoffice, wieder gemeinsam erfolgreich zu sein.