Wenn ich die Führungskräfte im Workshop „Digitale Führung“ frage, was wichtig ist, dann kommt fast standardmäßig die Antwort: Vertrauen. Verständlich, denn zum einen sieht man sich ja nun einfach weniger und bekommt viel weniger live mit, was die Mitarbeiter so tun; zum anderen wird es auch medial im Moment an allen möglichen Stellen kommuniziert. Vertrauen – wirklich? Ich frage dann immer: Mussten Sie den Mitarbeitern vorher nicht vertrauen? Ja schon, aber nicht so …. Tatsächlich? Haben Sie die ganze Zeit neben dem Schreibtisch gestanden und deren Arbeit gesehen? Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber Vertrauen zu meinen Mitarbeitern brauchte ich schon immer. „Aber ich kann ja weniger kontrollieren“, wird mir dann gesagt. Ist das so? Kommt drauf an, was man kontrolliert. Oder: Man kann schlechter kontrollieren, ob jemand am Rechner arbeitet – ob er seine Zeit nutzt.

Aber schon in der agilen Arbeit haben wir uns doch wegbewegt vom Thema Zeitkontrolle – wozu auch? Es geht um Ergebnisse. Im Endeffekt geht es also darum, über Ergebnisse zu führen. Die Frage, ob jemand für gute Ergebnisse und Erfolg nun präzise seine Arbeitszeit einhält, ist doch sekundär. Natürlich muss dennoch immer wieder miteinander gesprochen werden: Wieviel Zeit brauche ich wofür? Ist es sinnvoll und zielführend, für bestimmte Dinge so viel Zeit einzusetzen? Nicht selten erlebe ich auch in Teams, wenn ich nachfrage: „Wie lange braucht ihr für bestimmte Tätigkeiten?“, dass der Zeitaufwand sehr unterschiedlich ist. Da lohnt es sich natürlich hinzuschauen: Was kann man tun, was voneinander lernen, um Dinge leichter zu machen? Allerdings kann gerade in der agilen Arbeit die Führungskraft selten den tatsächlichen Mehraufwand einschätzen; deswegen ist es eben auch wichtig, mit den Mitarbeitern darüber im Gespräch zu sein. Im Zentrum sollte aber die Frage nach qualitativ hochwertigen Ergebnissen stehen und nicht die Frage nach der Zeit. Man könnte auch sagen: weg von der Präsenzkultur hin zur Verantwortungskultur. Ich übernehme die Verantwortung, in meiner Arbeitszeit hochwertige Ergebnisse für den Nutzen des Unternehmens zu liefern.

Aufgabe der Führungskraft ist es, die Qualität der Ergebnisse im Blick zu haben und zu steuern über das Thema Arbeitsqualität. An dieser Stelle gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir alle wissen von uns selber, dass uns ein Schubser hilft, um in der guten Performance zu sein. Wenn es gar keine Kontrolle gibt, dann denkt man auch schnell mal: Ist egal, dann lass ich mal fünf gerade sein… Das kann auch mal wichtig sein, aber eigentlich fühlt der Mensch sich besser, wenn er wirklich auch in seine Leistung kommt. Insofern funktioniert nicht alles nur über gute Social Skills – tatsächlich funktionieren manche Dinge auch sehr gut mit simplen Management Tools: gemeinsame Ziele setzen, Zielerreichung kontrollieren. Mitarbeiter dabei mit einem positiven Controlling zu unterstützen, das ist wesentlich. Sie aus Vertrauen einfach allein zu lassen, das ist fahrlässig.