Ein eisiger Fluss, ein Wasserfall stürzt 100 Meter in die Tiefe, und er musste da rüber – mitten im Himalaya, genau an der Kante des Wasserfalls. Da stand er, Master Hektor, Meister des Arhatic Yoga, und die Begeisterung hielt sich in Grenzen. „Vertraust du mir?“, fragte ihn sein Bergführer. Auf seinen verzweifelten Blick hin fragte er nochmal: „Vertraust du mir? Ich bin hier schon hunderte Mal rüber gegangen, ich kenne hier jeden Stein, ich weiß, wo man hintreten muss. Du musst präzise tun, was ich sage – genau das, was ich sage. Vertraust du mir?“ Er nickte, hatte er eine Wahl? „Du machst genau, wa sich sage, und schau nicht runter – die Tiefe zieht den Körper sonst… “
Dafür brauchen wir Führung: für Situationen, die wir nicht kennen und die für uns alleine zu gefährlich, nicht machbar sind. In Arbeit 4.0 erlebe ich immer wieder, dass mit dem neuen Führungsverständnis plötzlich auch leichtfüßig in solchen Situationen auf Führung verzichtet wird. Keine gute Idee… Nicht alles können alle alleine machen. Aber hätte der Bergführer diese Führung gebraucht? Nein, natürlich nicht. Er hat ja den Fluss hunderte Male überquert. So wie ein Erwachsener ja auch nicht seine Eltern braucht, um die Strasse zu überqueren, so wird mit steigender Kompetenz die Führungsaufgabe eben eine andere.
Aufgabe der Führung ist es in Arbeit 4.0 mehr als je zuvor, einzuschätzen: Wo ist denn mein Mitarbeiter; welche Begleitung braucht er, welche Ansage, welche Entwicklung? Es geht darum ihn zu führen, wo nötig, und ihn zu lassen, wo möglich. Das ist nicht immer ein leichter Balanceakt, gerade wenn man an Abgründen läuft und in einer Zeit, wo Selbstüberschätzung ebenso ein Problem ist wie Selbstunterschätzung. Ermutigen ist leichter als bremsen, aber beides ist nötig! Welche eisigen Flüsse am Rande des Abgrunds haben Sie schon mit Mitarbeitern durchquert? Und wann haben Sie sie alleine laufen lassen? Ich bin neugierig darauf; schreiben Sie mir gerne davon!
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