Auf unserem Esstisch steht eine Riesenpackung Oliven und Datteln. „Was sollen wir damit?“, frage ich meinen Mann irritiert. Gäste können wir ja nicht kriegen – und die Menge reicht locker für eine ganze Klasse… Er ist Lehrer, im sozialen Brennpunkt, ist am Vortag wieder von Tür zu Tür gefahren, hat draußen den Kindern die neuen Aufgaben erklärt, Hausaufgaben kontrolliert, Befindlichkeiten geklärt – und auch Essensgutscheine verteilt . Ohne Schulessen ist es schwer, immer genug Essen im Haus zu haben. Danke hier an das Hamburger Abendblatt mit Rewe und Edeka für diese Gutscheine.
„Das habe ich von meinen Syrern bekommen“, antwortet mein Mann. Eine Familie mit Kindern, absolut ohne Geld, die meinen Mann jedes Mal zum Essen einladen – was er natürlich ablehnt, weil er ja die Räume nicht betreten darf. Menschen die selber große Schwierigkeiten haben, am Ende des Monats genug Essen für sich zu organisieren, die beschenken meinen Mann aus Dankbarkeit mit dem Wertvollsten, was sie haben: Essen. Wir schauen uns an und ich weine vor Rührung. Wir können viel voneinander lernen. Großzügigkeit und Dankbarkeit – das macht unser Leben in Deutschland sicher reicher und übrigens auch resilienter.

Und die Woche drauf gab es dann für die Kinder der Klasse eine Matheaufgabe mit Oliven – für jedes Kind ein Glas – nur die Syrer, die haben Weintrauben bekommen…