Ich kann es nicht fassen. Nach gut 40 Jahren sitzt meine ehemalige Jugendleiterin der GCL mit mir im Seminar. Erkennen tun wir uns erst mal nicht, aber eine ähnliche Biografie führt uns bald auf die Spur. 

Noch weniger kann ich dann fassen, was in unserem Gespräch beim Essen passiert. Sie erzählt, wie sehr wir in unserer Jugendarbeit darauf trainiert wurden zu reflektieren, Fragen zu stellen, nochmals aus einer neuen Perspektive zu denken und zur Ruhe zu kommen. Inzwischen arbeitet sie als Lehrerin und sagt, dass viele Jugendliche diese Kompetenzen gar nicht mitbringen, weil sie auch gar keinen Raum haben, das zu üben.

Ich bin baff.  Mir war bis jetzt gar nicht bewusst, wie viel ich in dieser Jugendarbeit tatsächlich gelernt hatte, für mich war es eben eher eine Zeit mit viel Spaß und Begegnung. Ich hatte es auch immer als selbstverständlich angesehen, diese sogenannten Social Skills zu beherrschen,  dachte, das wäre Persönlichkeit und eben meine Kernkompetenz. Kurz: ein typisches Beispiel dafür, wie sehr wir alle immer wieder übersehen, was wir können, weil wir es gelernt und lange geübt haben – und auch dafür, wie schnell wir vergessen, was wir denen verdanken, die es uns beigebracht haben. 

Es war gut, in diesem Gespräch nochmal daran erinnert zu werden – und mich selber zu erinnern: Wir Menschen können sehr viel lernen, auch mit großem Spaß, wenn wir die Zeit dafür einsetzen und die richtigen Ausbilder dafür finden. Aus heutiger Perspektive bin ich einfach unglaublich dankbar, dass ich als Jugendliche diese Chance hatte!

 Wer oder was war für dich ein guter Lehrer? Und welche Stärke hast du daraus mitgenommen?