Was ist eigentlich Trägheit? Diese Frage stelle ich öfters in unseren Seminaren zum Thema Erholungskompetenz. Die Teilnehmenden beschreiben sie so: “Ich habe keine Power.”, “Ich bin körperlich schwer, wie runtergezogen.”, “Es ist als wäre die Festplatte voll, ich habe eine Gedankenblockade.” , “Es ist so ein Kaugummigefühl, alles bewegt sich zäh und ziehend.”, “Alles ist gehemmt, ich kann mich kaum bewegen.” oder “Man ist einfach total verlangsamt.”

Die meisten Assoziationen zu Trägheit sind also negativ. Wenn wir allerdings aus der Perspektive der Erholungskompetenz auf das Thema Trägheit gucken, sieht das ein bisschen anders aus. Denn hier ist das die Zeit, in der man verarbeitet, was war, in der man also Erholung ermöglicht. Unser Gehirn und unsere Emotionen können hinterher arbeiten, wir können nachdenken und nachspüren. Wir können uns selbst einfach mal freigeben, ohne Fremdbestimmung oder Aufträge, denen wir folgen müssen. Wir hängen uns selbst einfach ein bisschen nach, träumen mal aus dem Fenster, quatschen mit einer Kollegin mal über dies oder das, schlendern durch den Park…

So wie nach dem Sport, nachdem man sich verausgabt hat, der Körper eine wohlige Müdigkeit hat und sich einfach ausruhen muss, so brauchen wir auch mal die Trägheit des Geistes, um uns selbst einmal hinterherzukommen. Manche finden das, wenn sie im Garten puzzeln und die Gedanken laufen lassen, manche schreiben, ich backe dafür sehr gerne.

Diese Trägheit des Geistes ist eigentlich nur ein Zeichen: Jetzt muss ich mal was verarbeiten. Sie auszuhalten fällt vielen schwer. Um abzuschalten, schalten sie an – Hörbuch, Podcast, Film – und schon ist unsere freie Zeit wieder voll mit Anregungen. Unser Gehirn wird weiter beschäftigt, unsere Emotionen werden wieder von anderen Dingen angetriggert und wir können nicht verarbeiten, was war.

Insofern lohnt es sich, in den Tag einfach mal eine halbe Stunde Trägheit einzubauen, eine halbe Stunde des Nichtstun-Müssens. Wenn man dann Lust hat, kann man ja trotzdem was machen – aber es ermöglicht eine träge Zeit, in dem wir unserem Körper die Chance geben, all dem Erlebten hinterherzuarbeiten.

Wie förderst du Trägheit?