„Perfektionismus kostet uns die Pause, Perfektionismus kostet Erholung.“ (Verena König)
Erholung zu lernen bedeutet auch, Perfektionismus zu überwinden. Perfektionismus entsteht oft aus dem Gefühl, dass man nicht gut genug ist. Zu wenig Vertrauen in sich selbst, in die eigene Leistung lässt uns immer wieder versuchen, es doch noch etwas besser zu machen. Dahinter steht oft die schon früh in der Kindheit geprägte Annahme, Leistung verhindert Ablehnung und Fehler sind bedrohlich, weil sie die Akzeptanz gefährden.
Aber Menschen sind weder ihre Leistung noch ihre Fehler. Wir leisten und wir machen auch Fehler, das ist Ergebnis unseres Tuns – aber das ist nicht unser Sein. Unsere Existenz ist von unserem Handeln unabhängig. Wenn wir das nicht spüren können, dass wir willkommen sind, so wie wir sind, großartig, nur weil wir sind, dann versuchen wir krampfhaft, keine Fehler zu machen oder sie zu kaschieren und sind extrem auf Leistung fokussiert. Durch einen extrem hohen Anspruch schützt man sich vor Kritik. Kommt sie dennoch, wird sie als vernichtend empfunden, man purzelt ins Schuldloch oder greift jene an, die Kritik äußern, egal wie konstruktiv diese ist. Manchmal werden dann schon neue Ideen ein Angriff. Denn tief innen fühlt es sich immer wieder so an, dass man nie genug ist. Menschen sind nun einmal nie genug, egal, was sie alles tun. Im Teufelskreis des Perfektionismus gilt es immer, noch mehr Leistung zu bringen – und es gibt nie eine Pause darin, es gibt nie ein: “Hey, das war wirklich richtig gut!“ Man kann nicht zur Ruhe kommen. Perfektionismus ist der Weg ins Burnout, in dem das Nervensystem seine Regenerations- und seine Erholungsfähigkeit verloren hat. Perfektionismus loslassen lernen bedeutet also Erholung möglich machen – das ist beste Gesundheitsprävention auf psychischer Ebene.
Wie kann man Perfektionismus loslassen?
Übe externalisieren. Das heißt zu verstehen: Ich bin nicht meine Fehler – Fehler sind ein Ergebnis deines Tuns, genauso wie Erfolg. Aber es ist nicht deine Identität. Externalisieren bedeutet, die Fehler nicht mit der Identität zu verwechseln. Beende den Selbstbetrug, dass du alles schaffst. Sprich einfach frei und offen darüber, was du nicht schaffst, nicht kannst, wo du etwas falsch machst, was du brauchst. Durchbrich so die Illusion des fehlerfreien Lebens. Dann erst wirst du dich an deiner Leistung auch ernsthaft freuen, wenn du deine Fehler mit in Kauf nimmst. Und du wirst tief in dir spüren: Auch ohne Leistung hast du einen unschätzbaren Wert! So kann Erholung beginnen… Und das Leben ist leichter…