Immer geht es auch um diese Frage im Seminar „Erholungskompetenz“, denn natürlich kann man Erholung nicht ohne das Thema Stress denken. Ich hatte wirklich großartige Teilnehmende und war mal wieder begeistert, wie ehrlich sie auf ihr Leben schauten und sich selber auf die Schliche kamen.

Was stresst also? Da fallen uns Menschen eine ganze Menge Sachen ein: zu viele Aufgaben, Unterbrechungen, Druck, fordernde Kollegen… von der Familie mal ganz zu schweigen. Alles negativ. Keiner erwähnt, wie zum Beispiel Freude oder gar Euphorie den Körper stresst. Dabei ist doch Stress nichts anderes als eine Aktivierungsreaktion und schon von Anbeginn der Stressforschung unterschied man zwischen Eustress, dem guten, und Distress, dem schlechten Stress.

Das Problem ist nur: In unserer Gesellschaft lassen wir uns meistens durch negativen Stress treiben. Erfolgsdruck, Versagensangst und Erwartungserfüllung sind oft größere Antreiber als Freude und Sinnhaftigkeit. Höchste Zeit, dass wir lernen, andere Stresstreiber für unser Leben zu wählen.

Wenn ich morgens aufwache und aufstehe – dann bin ich voller Vorfreude auf das, was kommt: auf das Seminar, die Menschen, deren Anliegen und deren Offenheit. Ich möchte wirklich alles geben, damit sie für sich einen Weg finden, den sie gerne weitergehen. Dafür stresse ich mich gerne, gebe alles. Nicht aus Angst davor, zu versagen; die Menschen sind meist so super freundlich, auch wenn ich mal was falsch mache; auch nicht aus dem Druck heraus, etwas abliefern zu müssen, denn die Leute sind auch super geduldig; sondern einfach, weil sie aufrichtig nach ihren Möglichkeiten suchen, nach ihrem nächsten Schritt. Da bin ich gerne aktiviert, gestresst, um sie dabei zu unterstützen.  Klar bin ich am Abend dann erschöpft und brauche Erholung – aber wenn nur einer aus der Gruppe es leichter hat, dann hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Ich kann mir keine bessere Arbeit, keinen besseren Stress vorstellen.

Wie machst du dir Stress; und kannst du Freude an deinem Stress haben?