Rund um mein Gemüsebeet wächst ein Schneckenzaun – also eine Mischung aus Wildpflanzen, die Schnecken davon abhalten ins Beet zu kriechen. Eine tolle und recht wirksame Sache. Allerdings – was ich nicht wusste – es hat drei Jahre gedauert, bis er wirklich als solches zu bezeichnen war… im ersten Jahr stand ich vor dem jämmerlichen Ergebnis – und den Schnecken im Beet. Ich dachte – das ist ja ein echter Fail, klappt gar nicht. Im zweiten Jahr beschloss ich das Ding wieder zu entfernen, aber Gott sei Dank fehlte mir dafür Zeit und Engagement. Im dritten Jahr hatte ich das Beet schon ganz neu geplant – und staunte nicht schlecht, als plötzlich die Pflanzen nun kräftig wuchsen und tatsächliche begannen einen dichten, Schnecken abschreckenden Zaun zu bilden – so zügig, dass ich meine Pläne sie auszureißen aufgab.
Dingen die Zeit zu geben, die sie brauchen, ist eine Fähigkeit, die ausgesprochen resilient macht. Das verlernen wir oft in unserer digitalen Gesellschaft. Unser Gehirn ist schon so sehr darauf konditioniert, dass immer alles gleich kommt, dass wir das Warten verlernt haben. Manchmal werden mir in Beratungen Fragen gestellt – und die einzige ehrliche Antwort ist: darüber muss ich in Ruhe nachdenken. Meine Antwort kommt dann drei Tage später. Damit löse ich Irritation aus, aber die meisten Kunden wissen inzwischen auch, dass meine Antwort dann verlässlich ist. Oft geben wir uns selber auch nicht die Zeit, die wir brauchen, um in Dingen zu wachsen. Ich bin nun seit 10 Jahren Yogalehrerin – ganz ehrlich, ich merke jetzt langsam, ich werde wirklich zur Expertin…. Wie gut gelingt es dir, dir genug Zeit zu geben, für das, was nötig ist?